Zusammenfassung:
Die folgenden Buchauszüge und Aufsätze sind überwiegend in den achtziger und neunziger Jahren erschienen. Sie setzen sich mit den oben skizzierten Entwicklungen theoretisch-konzeptionell auseinander und basieren auf Ländererfahrungen vor Ort die der Autor im Rahmen staatlicher und kirchlicher Entwicklungsprojekte machen durfte.
Mit dem nahezu flächendeckendem Sieg des Kapitalismus differenzierte sich auch die Dritte Welt weiter aus als je geahnt. Aufstiegsländer — zumindest gemessen am abstrakten Indikator des Bruttoinlandsprodukts pro Kopf - schlossen zu den kapitalistischen Industrie- und Wissensgesellschaften Europas und Nordamerikas auf - Südkorea, Taiwan, Brasilien etwa - oder erreichten das Schwellenstadium selbstragenden Wachstums - wie China, Indien und Südafrika. Die Kehrseite der (Aufstiegs-) Medaille waren spektakuläre Regression, Abstieg oder sogar Staatszerfall - etwa in Haiti, Somalia und Jemen. Landnahme (‚Land Grabbing’) reicherer Schwellenländer wie China, Indien, Süd—Korea oder Saudi Arabien verschärfen in den ärmsten Staaten - Sudan, Äthiopien, Tansania u.a. - die Hungerkrisen in (Nord-) Ostafrika. Unverändert ist die atemlose Aufholjagd der Entwicklungsländer in Richtung Industrie- und High-Tech-Gesellschaften, getreu dem 150 Jahre alten Satz von Karl Marx:„Das entwickeltere Land zeigt dem minder entwickelten nur das Bild der eigenen Zukunft”. Jenseits aller antiimperialistischen Rhetorik aus der Dritten Welt sind Europa und die USA ideologische wie gesellschaftliche Trendsetter.
Tatsache ist, dass Entwicklungshilfe als ‚Hilfe zur Selbsthilfe’ bis 2015 nie die quantitativen Millenniumziele der Vereinten Nationen erreichen wird.
In der entwicklungspolitischen Praxis ist Entwicklungszusammenarbeit unverändert eine ‚quantite negligeable’ im außenpolitischen Instrumentarium der Geberländer, die hinter wirtschaftlichen, geostrategischen und militärpolitischen Interessen zurückstecken musste.
Zwei triviale Erkenntnisse bleiben:
I - Entwicklung - wie immer man sie definieren mag - ist ein langfristiger historischer Prozess, der von außen nur marginal beeinflusst werden kann.
II - Entwicklung ist stets Entwicklung von Menschen mit Menschen. Nicht weniger - aber auch nicht mehr.
Inhalt:
Teil I: Probleme
Wo ist vorn? Wege und Irrwege der Entwicklungspolitik
Nord und Süd: Konfrontation oder Partnerschaft?
Eine neue Völkerwanderung
Teil II: Definitionen Kategorien / Ziele / Dynamik
Kultur und Entwicklung
Der Mensch lebt nicht von Brot allein
Teil III: Theorien zur Unterentwicklung und Entwicklungsstrategien
Entwicklungshilfe: Hilfe zur Unterentwicklung?
Vom Scheitern des europäischen Fortschrittsmodells in der Dritten Welt
Entwicklungshilfe zwischen Armenfürsorge und Eindämmungsstrategie
Anti-Projects: Developing out of the dead end?
Projekthilfe von den Füßen auf den Kopfgestellt
Soziokulturelle Bedingungen der Nachhaltigkeit von Entwicklungsprojekten
Teil IV: Länder
Machtkämpfe in Afrika. Simbabwe - von der weißen Rebellenkolonie zum schwarzafrikanischen Nationalstaat
Nomaden zwischen Krise und Prosperität: Der Fall Somalia
Südafrika: Vom Schwellenland zur Dritt-Welt-Gesellschaft
Partizipation als Prozess. Ein Erfolgsbericht aus dem Erziehungswesen im Jemen
Teil V: Weltinnenpolitik
Globale Apartheid überwinden. Vom Dritten Weltkrieg zur weltweiten Friedensordnung
Grundbedürfnisse und Weltzivilisation
Die hilflose Überlegenheit des Experten
UN Deployments in the Crossfire
Eine Welt für alle? Von der nationalen Entwicklungspolitik zur Weltinnenpolitik